Die überraschend schnelle Niederlage des radikalislamischen Taliban-Regimes nach dem US-geführten Angriff auf Afghanistan ließ im Westen Hoffnung aufkeimen: auf ein Land, das sich schon bald begeistert der Demokratie zuwenden, die Menschenrechte achten und den Taliban sowie dem internationalen Terrorismus für immer der Boden entziehen wird. In Sichtweite schien im Spätherbst 2001 ein Afghanistan, das sich dankbar zeigen wird für den Milliarden Euro teuren Wiederaufbau und den neuen Wohlstand.
Heute ist am Hindukusch von Optimismus nur noch wenig zu spüren. Viele Afghanen befürchten inzwischen, dass sich die ausländischen Truppen – wie einst die Sowjets – der Gewalt beugen und dem Land wieder den Rücken zuwenden könnten. Sollte der Westen wie schon in den 90er Jahren Afghanistan sich selber überlassen, drohte es abermals zum Rückzugsraum für islamische Terroristen zu werden. Schon um das zu verhindern, muss der Einsatz – da sind sich die Fachleute einig – noch lange dauern. Er wird teurer werden als bislang erwartet. Und er wird weitere Ausländer, vermutlich auch Deutsche, das Leben kosten.
Der dpa-Südasienkorrespondent Can Merey mit Sitz in Neu Delhi beobachtet und bereist Afghanistan seit mehr als vier Jahren. In ausführlichen Gesprächen mit Afghanen sowie ausländischen Militärs, Diplomaten und Entwicklungshelfern zeichnet Merey ein detailliertes Bild. Er analysiert die politische Situation und porträtiert Opfer und Protagonisten des Krieges. Eindringlich verknüpft Merey dabei die Lebenswege der Menschen zu einem Panorama der Ereignisse, die die Gegenwart bestimmen und die Zukunft beeinflussen werden.

Can Merey
Sachbuch
Wiley-VCH 2008; Wiley-VCH TB 2010

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Falk ist vom Erfolg verwöhnt. Seine Produktionsfirma und deren Daily Soap Freundschaftsdienst, haben sich als Goldesel erwiesen. Die Sache hat nur einen Haken: Falk kann schon lange keinen Sinn mehr in seiner Tätigkeit finden.
Bis er auf die schöne Natalie trifft, eine Anwältin, die ihm in einem delikaten Prozess gegenüber steht. Und dann wird er auch noch Vater. Aber Bela ist schon fünf Jahre alt. Falk erfährt erst von seinem Sohn, als er Post aus einem ungarischen Kinderheim erhält: Belas' Mutter ist gestorben. So nimmt für Falk das Leben seinen Lauf. Einen, den er nie erahnt hätte und für den er nicht gemacht schien ...

Edgar Rai
Belletristik
Ullstein 2008

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Alban-Berg-Quartett, Guarneri-Quartett, Hagen-Quartett, Vogeler-Quartett – berühmte Ensembles, denen Sonia Simmenauer ihr Leben als Konzertagentin widmet. Für die einen ist das Streichquartett die reinste Form der Musik, für andere ein ehrfürchtig beäugtes, abs­trak­tes Gebilde.
Dabei handelt es sich um vier ­Menschen, die Musik machen und, wenn sie das ­professionell tun, miteinander leben, arbeiten, reisen, auftreten, sich streiten und sich lieben – ein idealer Kampfplatz für Neurosen, Beziehungsprobleme und die Auseinandersetzung mit anspruchsvollster Musik. Sonia Simmenauers Buch ist eine berührende, sehr unterhaltsame Beschreibung dieser Lebensform – mit viel Musik und einigen der bedeutendsten und interessantesten »Quartettisten«, die zu Wort kommen.

»Was für ein Buch! Es ist das gefährlichste und bezaubernste Sachbuch dieses Frühjahrs. Seht doch, wie es nicht lockerlässt, dass Musik im Leben sei, an dem wir glücklich leiden!« FAZ, 10. März 2008

Sonia Simmenauer
Sachbuch
Berenberg 2008; überarberarbeitete Neuauflage 2021

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Nebelheim spielt in einer Zeit, als die Vorstellung von der Welt mehr von Phantasmen und Illusionstheater bestimmt war, denn von Fakten.
An das Sterbebett des Greifenkönigs Erich XIII von Schweden wurden im Jahre 1438 einige moribunde Gestalten geführt. Der König erkannte seinen verschollenen Hofkartographen Nikolaus von Ronkholt wieder, der Jahre zuvor in seinem Auftrag zu einer Entdeckungsreise aufgebrochen war. Am Lager des Königs berichtete der Kartograph von seiner Fahrt ins Nordmeer, auf den Spuren seines Vaters, der Jahrzehnte zuvor zu einem jenseits des Eises vermuteten paradiesischen Kontinent aufgebrochen, aber nie zurückgekehrt war ...

Stephan Puchner
Belletristik
Hoffmann und Campe 2008; Heyne 2010

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Sie halten sich für aufgeklärt, liberal, verständnisvoll? Und Sie haben Kinder? Dann verabschieden Sie sich besser rechtzeitig von diesen Idealen. Denn spätestens an der Pubertätsschwelle des Nachwuchses werden uns gnadenlos die Grenzen aufgezeigt.
Kinder gehen ihren eigenen Weg und der folgt selten der Richtung ihrer Eltern. Schon gar nicht nach der Weltsicht einer 14-jährigen Göre, die sich für mindestens volljährig hält, oder aus dem Blickwinkel ihres 10-jährigen Bruders, einem Meister im Auf-Durchzug-Schalten.

Auf charmante und intelligente Weise hält Margit Knapp sich und ihrer Sippe exemplarisch den Spiegel vor. Und was der Leser darin sieht, ist die liebenswert-chaotische, zuweilen haarsträubend komische Welt einer ganz normalen Familie.

Margit Knapp
Sachbuch
Gustav Kiepenheuer 2008

Das autobiographische Bekenntnis zur käuflichen Liebe – und die freimütige Schilderung eines Doppellebens.

Sie lebt in Berlin, studiert Mathematik, bringt morgens ihr Kind in die Kita und trifft sich am Wochenende mit Freunden. Eine normale junge Frau – auf den ersten Blick. Denn sie hat noch einen Job: Sie verkauft ihren Körper. Und sie sieht darin auch kein Problem. Wie kommt man als harmlose Studentin ins Rotlichtmilieu? Wie ist das, wenn man sich zum ersten Mal gegen Bezahlung einem Freier hingibt? Wie erlebt man den Alltag mit den Kunden und Kolleginnen aus dem Milieu? Und wie kriegt man das überhaupt hin, ein Doppelleben zwischen bürgerlicher Existenz und Prostitution?

»›Fucking Berlin ist keine Beichte. Ich wollte einfach schildern, wie es wirklich ist. Nicht alle Huren sind Zwangsprostituierte, sondern viele machen es freiwillig. Und manchmal macht es sogar Spaß‹, sagt die Autorin. So hat sie darüber geschrieben – ohne Selbstmitleid, offen, treffsicher und oft außerordentlich witzig.« DIE WELT, 8. August 2008.

Sonia Rossi
Sachbuch
Ullstein TB 2008, 2013

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Es gibt ein frühes Werk von einem der am meisten bewunderten amerikanischen Erzähler der Gegenwart zu entdecken: 1982, mit 23 Jahren, reist William T. Vollmann nach Afghanistan, um an der Seite der Mudschahedin gegen die Besatzungstruppen der Roten Armee zu kämpfen. Wie kommt er dazu? Zielloser Idealismus und unglaubliche Idiotie, stellt er fest, je länger sein Abenteuer andauert.
Er kam, um Hilfe zu leisten, und braucht sie nun vor allem selbst. Er wollte Klarheit gewinnen über richtig und falsch und versteht immer weniger. Am Ende wird er von einem Partisanen durch Gebirgsflüsse getragen. Vollmann schildert die Szenen des Krieges und seines persönlichen Scheiterns mit meisterhafter Klarheit – und frei von wissender Abgeklärtheit.

Afghanistan Picture Show ist die gnadenlos ehrliche Geschichte von einem, der auszog, die Welt zu retten, und den Notleidenden zur Last fiel.

William T. Vollmann
Belletristik
Suhrkamp TB 2008

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In ihrem Roman Die Asche meiner Schwester entwirft Travnicek mit leichter Hand die Geschichte einer jungen Frau, die sich auf den Weg nach Marokko macht, um dort die Asche ihrer verstorbenen Schwester zu verstreuen. Es wird dies nicht nur eine Reise um den letzen Willen der Verstorbenen, zu der sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte, zu erfüllen, sondern auch eine Reise in die eigene Vergangenheit, die manch verschüttete Erinnerung wach werden lässt und der sie sich zwangsläufig stellen muss.

Cornelia Travnicek
Belletristik
Literaturedition Niederösterreich 2008

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»MORD las ich eines Tages in großen dunklen Buchstaben auf der Hauswand, die die Eichenallee der Kirchstraße säumt. So als hätte eine plötzliche Ebbe, ein gewaltiges Seebeben das Wasser, die Feuchtigkeit, die Patina hinweggefegt und die vier tödlichen Buchstaben auf der Wand freigelegt. MORD, immer wieder dieses MORD.«

In einer stürmischen Nacht des Jahres 1982 brennt die »Grotte«, das Bordell des Städtchens Bernal, inmitten des turbulenten Stadtfestes bis auf die Grundmauern nieder. In derselben Nacht wird die hochschwangere Prostituierte Marbel Foster Jenkins ermordet in den Katakomben des Bordells aufgefunden. Sollte eine Brandstiftung die Spuren eines brutalen Verbrechens beseitigen? Verdächtig ist vor allem Rodak, Frauenhändler und früherer SS-Mann, der das Bordell in der ehemalige Hofstelle Engelke eingerichtet hat. Verdächtig ist aber auch Dorftrottel Aurich, der die Leiche in der Grotte gefunden hat und danach spurlos verschwunden ist. Doch eine Mauer des Schweigens umgibt die Geschehnisse jener denkwürdigen Nacht.

»Ein wunderbar geheimnisvoller und unheimlicher Roman, sehr stark erzählt, also richtig erzählt, in dem alten Sinn, dass hier ein Erzähler aus der Fülle der Zeiten schöpft und einen dezidiert epischen Sinn und Atem hat. Das ist ein großer Wurf, der wie ein Blitz die Himmel unserer deutschen Gegenwartsliteratur durchschneiden wird!« Hanns-Josef Ortheil

Matthias Karow
Belletristik
Frankfurter Verlagsanstalt 2008

Alexander Gast ist ein Filmfreak. Das reale Leben interessiert ihn nicht, und er hat keine Erinnerungen an die Zeit vor seinem Dasein in der Pension Oscar, wo er die letzten 10 Jahre mit dem Studium von Filmen verbracht hat.
Als er aber eine Stelle in der Off-Videothek Zero Zone annimmt, verändern merkwürdige Begegnungen sein Leben. Plötzlich wird er von zwielichtigen Schauspielern aufgesucht, die eine wichtige Botschaft für ihn zu haben scheinen, und erhält mysteriöse Anrufe eines Drehbuchautors. Woher kommt er und was ist sein Auftrag? Schon bald gewinnt Alexander eine grauenhafte Erkenntnis: Nur er allein kann die Welt vor dem Konsortium retten, einer Organisation, gegen die die Mafia nicht mehr ist als »ein Bienenzüchterverein in einem verschneiten Bergdorf.«
Virtuos und mit ironischem Augenzwinkern verführt Ulrich Hofmann zu einem mitreißenden Streifzug durch die Filmgeschichte, dessen sich unaufhaltsam steigernde Spannung in einem Showdown kulminiert, wie ihn die Literatur und Kino noch nicht gesehen haben.

Ulrich Hofmann
Belletristik
Aufbau TB 2008

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