Die afghanische Misere
Die überraschend schnelle Niederlage des radikalislamischen Taliban-Regimes nach dem US-geführten Angriff auf Afghanistan ließ im Westen Hoffnung aufkeimen: auf ein Land, das sich schon bald begeistert der Demokratie zuwenden, die Menschenrechte achten und den Taliban sowie dem internationalen Terrorismus für immer der Boden entziehen wird. In Sichtweite schien im Spätherbst 2001 ein Afghanistan, das sich dankbar zeigen wird für den Milliarden Euro teuren Wiederaufbau und den neuen Wohlstand.
Heute ist am Hindukusch von Optimismus nur noch wenig zu spüren. Viele Afghanen befürchten inzwischen, dass sich die ausländischen Truppen – wie einst die Sowjets – der Gewalt beugen und dem Land wieder den Rücken zuwenden könnten. Sollte der Westen wie schon in den 90er Jahren Afghanistan sich selber überlassen, drohte es abermals zum Rückzugsraum für islamische Terroristen zu werden. Schon um das zu verhindern, muss der Einsatz – da sind sich die Fachleute einig – noch lange dauern. Er wird teurer werden als bislang erwartet. Und er wird weitere Ausländer, vermutlich auch Deutsche, das Leben kosten.
Der dpa-Südasienkorrespondent Can Merey mit Sitz in Neu Delhi beobachtet und bereist Afghanistan seit mehr als vier Jahren. In ausführlichen Gesprächen mit Afghanen sowie ausländischen Militärs, Diplomaten und Entwicklungshelfern zeichnet Merey ein detailliertes Bild. Er analysiert die politische Situation und porträtiert Opfer und Protagonisten des Krieges. Eindringlich verknüpft Merey dabei die Lebenswege der Menschen zu einem Panorama der Ereignisse, die die Gegenwart bestimmen und die Zukunft beeinflussen werden.
Can Merey
Sachbuch
Wiley-VCH 2008; Wiley-VCH TB 2010